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Ich unterzeichne den offenen Brief an den Bildungsrat des Kantons Zürich

für den Erhalt des Schwerpunktfachs Wirtschaft und Recht

Warum dieser Brief?

Wirtschaft und Recht muss bleiben

Der Kanton Zürich plant, das Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht in seiner heutigen Form abzuschaffen und mit dem Fach Geographie oder Geschichte zusammenzulegen – ein schweizweit einzigartiger Schritt.

Verlust wichtiger Inhalte

Dieser neu konzipierte Fächerverbund mag inspirierend klingen, bleibt jedoch inhaltlich diffus. Eine substanzielle Auseinandersetzung mit volkswirtschaftlichen Grundlagen und Modellen, mit Unternehmensführung, mit finanzwirtschaftlichen Sachverhalten oder gesellschaftsrelevanten Rechtsgebieten wie Vertrags-, Arbeits- oder Mietrecht ist in diesem Rahmen nicht mehr möglich.

Irritierende Auffassung von Interdisziplinarität

Die Bildungsdirektion rechtfertigt die beabsichtigte Zusammenlegung mit dem Ziel, Interdisziplinarität zu fördern. Gemäss Reformlogik ist nur interdisziplinär, was fächerübergreifend unterrichtet wird. Eine derartige Auffassung von Interdisziplinarität ist absurd, weil sie die Unterschiedlichkeit von Rechts- und Wirtschaftswissenschaften verkennt.
Das Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht ist bereits heute interdisziplinär.

Grundlagenfach reicht nicht aus

Das neue Grundlagenfach Wirtschaft und Recht, das schweizweit neu eingeführt wird, bietet nur einen oberflächlichen Einblick. Wer sich vertiefen will, braucht weiterhin ein eigenständiges und fokussiertes Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht.

Im Interesse der Jugendlichen

Das Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht ist im Kanton Zürich und schweizweit bei Jugendlichen sehr beliebt. Es orientiert sich an ihren Interessen und Bedürfnissen und bietet optimale Voraussetzungen für ein erfolgreiches Hochschulstudium, insbesondere in Wirtschaft oder Recht.1

Bedrohung für spezialisierte Schulen

Etablierte und beliebte Gymnasien wie Büelrain und Hottingen verlieren mit dem Wegfall des Fachs ihr Profil und allenfalls einen Teil ihrer Identität.

Wir fordern die Beibehaltung des Schwerpunktfachs Wirtschaft und Recht in seiner bisherigen Form.

Erstunterzeichnende

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Ausführliches Argumentarium

Die Ausgangslage

Mit der Maturitätsanerkennungsverordnung (MAV) vom 1. August 2024 hat der Bundesrat die Rechtsgrundlagen für die Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität (WEGM) verabschiedet. Darin werden schweizweit Informatik sowie Wirtschaft & Recht als neue Grundlagenfächer festgelegt. Die beiden Fächer ergänzen die bestehenden Grundlagenfächer wie Mathematik, Deutsch, Biologie etc.

Der Kanton Zürich plant als einziger Kanton, die Forderung nach interdisziplinärem Arbeiten in den Schwerpunktfächern umzusetzen. Weil der Kanton Zürich Interdisziplinarität als die Zusammenarbeit von zwei Lehrpersonen mit einer Lehrberechtigung in zwei verschiedenen Fächern definiert, führt das zur Abschaffung des bestehenden Schwerpunktfachs Wirtschaft & Recht.

Warum diese Umsetzung problematisch ist

Im Kanton Zürich muss Wirtschaft & Recht aufgrund des eng gefassten Verständnisses von Interdisziplinarität mit einem weiteren Grundlagenfach (z.B. Geografie oder Geschichte) kombiniert werden. Die Anzahl Lektionen im Schwerpunktfach Wirtschaft & Recht soll deshalb um einen substanziellen Anteil (rund 30%) reduziert werden.

Gemäss offizieller Argumentation sei diese Reduktion zu vernachlässigen, weil durch das neue Grundlagenfach Wirtschaft & Recht, das schweizweit neu eingeführt wird, zusätzliche Lektionen hinzukommen. Diese Aussage ist nachweislich falsch. Zählt man die Lektionen des Grundlagenfaches W&R und die Lektionen von W&R in den geplanten Schwerpunkten zusammen, kommt es zu einem substanziellen Abbau von bis zu einem Drittel der heutigen Lektionenzahl in Wirtschaft & Recht.

Der Zürcher Umsetzungsvorschlag ignoriert, dass Wirtschaft & Recht aus zwei unterschiedlichen Disziplinen besteht: Den Wirtschaftswissenschaften und den Rechtswissenschaften (und damit notabene bisher das einzige interdisziplinäre Schwerpunktfach darstellt).

Warum Wirtschaft & Recht bereits interdisziplinär ist

Wirtschaft & Recht ist durch die Kombination von Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre und Recht bereits seit Jahren ein erfolgreiches, bewährtes und interdisziplinär ausgerichtetes Schwerpunktfach. Zu beachten ist zudem, dass die Inhalte des heutigen Fachs W&R vor der MAR-Reform 1995 an den Zürcher Gymnasien sogar in drei verschiedenen Fächern gelehrt wurden.

Das aktuelle Schwerpunktfach Wirtschaft & Recht erfüllt somit bereits heute alle Vorgaben des Bundes in Bezug auf die Interdisziplinarität. Die spezifisch Zürcherischen Vorgaben werden nur aufgrund der überspitzten Anforderungen an die Interdisziplinarität nicht erfüllt.

Warum das Fach bei Jugendlichen so beliebt ist

Das Schwerpunktfach Wirtschaft & Recht ist das von den Sek-Schülerinnen und -Schülern meistgewählte Schwerpunktfach an den Zürcher Gymnasien - und auch schweizweit das beliebteste Schwerpunktfach.

Der Schwerpunkt W&R ist bei den Jugendlichen so beliebt, weil:

  • er sich an ihren Interessen und Bedürfnissen ausrichtet
  • er ihnen einen vertieften Einblick in diese beiden Disziplinen ermöglicht
  • er bereits heute zu grossen Teilen interdisziplinär, anwendungs- und praxisorientiert unterrichtet wird
  • er sie befähigt, gesellschaftliche Herausforderungen und Zusammenhänge unserer Zeit zu erkennen und zukunftsorientierte Lösungsansätze (mit) zu entwickeln
  • er vielversprechende Studien- und Arbeitsmarktperspektiven bietet

Schweizweiter Vergleich

Sämtliche anderen Kantone behalten das Schwerpunktfach Wirtschaft & Recht bei. Sie wollen keine Verwässerung und auch keinen Abbau der Lektionen in Wirtschaft & Recht. Im Gegenteil, es gibt Kantone, welche die Gesamtzahl der WR-Lektionen im Vergleich zur aktuell gültigen Stundentafel im Kanton Zürich sogar erhöhen.

Als einer von vielen Kantonen kann der Kanton St. Gallen erwähnt werden, der neu 18 Jahreslektionen für Wirtschaft & Recht vorsieht (4 Jahreslektionen im Grundlagenfach und 14 im Schwerpunktfach).

Auswirkungen auf spezialisierte Schulen

Der Kanton Zürich hat über 20 Gymnasien, darunter auch kleine Spezialitätenschulen wie die Kantonsschulen Hottingen in Zürich und Büelrain in Winterthur. Sie haben sich traditionsgemäss und erfolgreich auf das Schwerpunktfach Wirtschaft & Recht fokussiert und bilden zwischen 30% bis 40% aller W&R-Gymnasiastinnen und -Gymnasiasten im Kanton Zürich aus. Durch die Abschaffung des Schwerpunkts W&R und die geplante Verwässerung verlieren diese Spezialitätenschulen ihre klare Fokussierung, ihre Attraktivität und dadurch letztlich auch ihre eigene Identität.

Unsere Forderungen

  • Den Erhalt von Wirtschaft & Recht als eigenständiges, bereits heute interdisziplinär ausgerichtetes Schwerpunktfach an den Zürcher Gymnasien
  • Keine unnötige Verwässerung mit anderen Fächern aufgrund einer übertrieben formalistischen Definition der Interdisziplinarität
  • Kein Abbau der wirtschaftlich-rechtlichen Bildung durch die Reduktion der Anzahl Lektionen in Wirtschaft & Recht
  • Die Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse einer Vielzahl von Zürcher Schülerinnen und Schülern
  • Den Erhalt von Gymnasien, die sich als kleine Spezialitätenschulen mit Ausrichtung Wirtschaft & Recht im Kanton Zürich etabliert und profiliert haben